Fernsehfriedhof

Der Fernsehfriedhof: Alarm für Banane 11 – Die Affenpolizei

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Quotenmeter.de erinnert an all die Fernsehformate, die längst im Schleier der Vergessenheit untergegangen sind. Folge 238: Eine der dümmsten Krimiserien aller Zeiten, in der ein Affe auf Verbrecherjagd ging.

Liebe Fernsehgemeinde, heute gedenken wir einer dieser Sendungen, von denen man kaum glauben konnte, dass es sie wirklich gab.

«Kommissar Schimpanski» wurde am 04. Mai 1997 bei RTL geboren und entstand zu einer Zeit, als die Serie «Kommissar Rex» beim Dauerkonkurrenten Sat.1 über eine ungebrochene Beliebtheit verfügte. Was lag daher näher, als das Grundprinzip des Erfolgsformats, nämlich, dass ein Hund menschliche Polizisten bei ihrer Arbeit unterstützte, zu kopieren? Allerdings entschieden sich die Macher nicht dazu, einen weiteren Hund in das Zentrum einer Krimireihe zu stellen, sondern nahmen dafür ein anderes Tier. Entsprechend wurde ein Pressetext zur neuen Produktion mit den folgenden Worten eingeleitet: „Dies vorweg: er ist anders als andere Kriminalisten. Das liegt in erster Linie an seiner Abstammung. Kommissar Schimpanski ist ein Affe. Ein Schimpanse, um genau zu sein.“

Das klang nicht nur dämlich, sondern war es dann auch. Welches Niveau die Zuschauer zu erwarten hatten, zeigte schon der Pilotfilm, dessen Handlung auch aus einer Folge der «Drei Fragezeichen“ hätte stammen können. Darin untersuchten die Polizeibeamten Christian Hartmann (Thure Riefenstahl) und Anna Berger (Claudine Wilde) eine Reihe von Einbruchsdiebstählen, bei denen sich bald herausstellte, dass für sie ein Affe verantwortlich war, der von seinem Herrchen dafür trainiert wurde. Beim Versuch, den legendären Diamanten mit dem Namen „Stern von Äthiopien“ zu stehlen, wurde das Tier jedoch schwer verwundet und aus Mitleid von Anna aufgenommen. Fortan stand es den Kommissaren bei ihrer Ermittlungstätigkeit tatkräftig zur Seite. Für die tierische Hauptrolle konnte die Produktionsfirma creatv einen wahren Hollywoodstar gewinnen, denn der Affe Chubs hatte zuvor bereits in den Blockbustern «Ace Ventura» und «Junior» mitgewirkt.

Offenbar, war den Machern die Idee, einen Affen als Kommissar einzusetzen, noch nicht überzeugend genug, denn sie spitzten die Konstellation weiter zu. Nach einem Unfall, sind nämlich Anna und ihr Affe gezwungen, bei ihrem alleinerziehenden Kollegen Christian einzuziehen, der wiederum mit seinen Kindern und seiner Mutter zusammenlebte. Durch diese enge Nähe sowohl im Beruf als auch im Privatleben, begann es zwischen Anna und Christian bald zu knistern, wobei ihr tierischer Mitbewohner nicht selten nachhalf.

Damit versuchte man nicht nur den Erfolg von «Kommissar Rex» zu kopieren, sondern dessen Grundidee zusätzlich mit einer Lovestory und einem typischen Sitcom-Szenarium zu verbinden. Infolgedessen bezeichnete die verantwortliche Redakteurin «Kommissar Schimpanski» als „eine ungewöhnliche Krimiserie“, denn sie verband Elemente, „die in dieser Form innerhalb eines Krimi-Genres normalerweise nicht kombiniert werden. Es war eine große Herausforderung, die Balance zwischen Krimi, Humor und Familie zu halten. Es galt, diese Elemente sinnvoll miteinander zu verknüpfen, zu kontrastieren und letztendlich in einen harmonischen Einklang zu bringen. Ich denke, dass uns dies gelungen ist.“ Die Kritiker in der Presse sowie das Publikum schienen jedoch anderer Meinung zu sein und verrissen die Produktion auf breiter Front hauptsächlich wegen ihrer Unentschlossenheit. Zugleich wurde aber auch ihr Inhalt als „lachhaft“ und „Affentheater“ bezeichnet.

So war es wenig verwunderlich, dass der 90minütige Pilotfilm trotz seiner Ausstrahlung auf dem prominenten Sendeplatz am Sonntagabend lediglich 3,34 Millionen Zuschauer zum Einschalten bewegen konnte. Die eigentliche Serie erhielt den nicht minder begehrten Slot am Dienstagabend um 20.15 Uhr, auf dem gewöhnlich «Alarm für Cobra 11 – Die Autobahnpolizei» für hohe Quoten sorgte, konnte aber auch dort ebenfalls nur Reichweiten knapp über drei Millionen Menschen erzielen. Wirklich beliebt war sie nur bei den Kindern zwischen drei bis 13 Jahren, bei denen sie Marktanteile von bis zu 40 Prozent einfuhr. Deswegen verkündete RTL in einem Pressetext auch stolz, dass die jungen Zuschauer einen „neuen Liebling“ gefunden hätten. Dumm nur, dass die Sendung recht gewalttätig war. Die Redakteurin musste daher kurz darauf zurückrudern und ließ verlauten, dass sie für kleinere Kinder nicht geeignet sei. Eine spätere Wiederholung bei SuperRTL erfolgte folglich erst nach 22.00 Uhr.

«Kommissar Schimpanski» wurde am 10. Juni 1997 beerdigt und erreichte ein Alter von acht Folgen plus Pilotfilm. Die Serie hinterließ die menschliche Hauptdarstellerin Claudine Wilde, die später in zahlreichen Fernsehfilmen und Reihen (u.a. «Das Papst-Attentat» und «Tierärztin Dr. Mertens») in meist kleineren Rollen zu sehen war, sowie Thure Riefenstahl, der später sogar in einigen internationalen Produktionen wie «Kommissar Lucas» und «Jack Hunter» mitwirken konnte. Sein Film «Sophie» knüpfte inhaltlich an den affigen Krimi an, denn dieser handelte von einem Mädchen und ihrer Freundschaft zu einem Elefanten. Jüngst schlüpfte Riefenstahl in die Rolle des Adolf Hitler im TV-Movie «Machtergreifung».

Möge die Serie in Frieden ruhen!

Die nächste Ausgabe des Fernsehfriedhofs erscheint am Donnerstag in zwei Wochen und widmet sich dann der geschmacklich umstrittenen Late-Night-Show von Reinhold Beckmann.

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